Simone Schröter schaut sich um. „Was sehen Sie?“, fragt sie, und schiebt die Antwort gleich hinterher: „Nichts.“ Ihre Gedanken kreisen um den vor knapp sechs Jahren eingeweihten und viel gepriesenen Ritterhuder Marktplatz an der Riesstraße. Ihn bezeichnet die Vorsitzende der Interessengemeinschaft Ritterhuder Betriebe (IRB) als ihren Lieblingsplatz – trotz der leblos wirkenden, kahlen Fläche. Simone Schröter drückt sich genauer aus: „Mein Lieblingsplatz ist eine Vision; noch.“
Ein Marktplatz wie der Ritterhuder müsse ein Ort der Kommunikation sein. Immerhin, seien Ansätze in diese Richtung mit dem Wochenmarkt gemacht. Der sei gelungen, findet die IRB-Chefin. Für einen klassischen Ortsmittelpunkt sei der Platz gleich gegenüber der St.-Johannes-Kirche grundsätzlich gut geeignet. Soll heißen: Es sei noch Luft nach oben.
Touristisches Potenzial
So denkt Simone Schröter nicht nur über den Marktplatz, sondern über die komplette Gemeinde. „Ritterhude könnte sein touristisches Potenzial noch mehr nutzen“, sagt sie. Die Kommune habe beispielsweise viele geschichtsträchtige Orte und Gebäude. Und nicht nur das, findet Schröter. Auch in Sachen Natur müsse sich Ritterhude ganz und gar nicht verstecken – Wirtschaftswissenschaftler sprechen in solch einem Fall von „hidden champions“.
Zurück zur Lieblingsplatz-Vision. Die IRB-Vorsitzende freut sich, dass diese wieder ein Stück mehr verwirklicht wird – zumindest von Mai bis September. Jeweils am zweiten Donnerstag des Monats sollen dann die Menschen die Möglichkeit haben, sich dort zu treffen, zu klönen und dem kleinen, aber feinen geplanten Kulturprogramm zu folgen. Einen Arbeitstitel gibt es dafür bereits: „Treffpunkt Marktplatz“.
Dass so etwas funktionieren kann, davon ist sie fest überzeugt. Das hat sie ihr Beruf gelehrt. Zwar führt die 48-Jährige inzwischen das elterliche Geschäft Zweirad Kliem an der Beekstraße in Ritterhude. Aber zurück zu den familiären Wurzeln ist Simone Schröter, geborene Kliem, erst relativ spät gekommen. Viele Jahre lang arbeitete sie in der Tourismusbranche.
Nach dem Abitur verließ Simone Schröter die norddeutsche Tiefebene, um in der Schweiz eine zweijährige Ausbildung zur Touristikkauffrau zu absolvieren. Später heuerte sie bei einer Tochtergesellschaft von British Airways an. Unter diesem Dach hatte das altehrwürdige britische Unternehmen alle Aktivitäten in Sachen telefonischem Ticketverkauf gebündelt. Simone Schröter schaffte es bis zu einer gut dotierten Stelle als Teamleiterin sowie Assistenz der Geschäftsführung. Zum Geschäft gehörte es für die Ritterhuderin, um die Welt zu reisen.
Am Boden geblieben
Dass dies nicht alles ist, hat Simone Schröter nach der Geburt ihrer beiden Kinder festgestellt. Statt rund um den Globus zu jetten, blieb die junge Mutter zu Hause und half ihren Eltern im Geschäft. „Da habe ich entdeckt, dass es eine Menge Spaß bringt“, sagt sie. Und nicht nur das: Durch die beginnende Corona-Pandemie musste ihr Arbeitgeber, die British Airways-Tochter, wie so viele Branchen eine Notbremsung vollziehen.
Als Flieger weltweit am Boden blieben, hatte sich Simone Schröter bereits dafür entschieden zu kündigen. „Bis September 2019 habe ich beides parallel gemacht“, blickt sie zurück, „vormittags für British Airways gearbeitet, nachmittags stand ich im Geschäft meiner Eltern; mein Herz sagte, ich soll ins Geschäft einsteigen“, erzählt sie. Also widmet sie sich seitdem ganz der Welt von Fährrädern. Dass Simone Schröter diesen Schritt gemacht hat, war ihr Glück. Denn während durch die Lockdowns das öffentliche Leben ausgebremst wurde, musste Kliem nicht schließen – der Betrieb gehört zum Handwerk.
Und noch eine Veränderung brachte das Jahr 2019 für Simone Schröter: Sie wurde Vorsitzende der IRB und damit Nachfolgerin von Axel Schäfer. Der hatte sie in den Wochen zuvor entsprechend bearbeitet. Aber bevor Simone Schröter bereit war, den Vorsitz zu übernehmen, hatte sie es sich intensiv durch den Kopf gehen lassen. „Wenn ich eine Sache mache, dann mache ich sie richtig“, sagt sie.
Eine nicht unwesentliche Rolle für ihr Ja-Wort in Sachen IRB hat das ehrenamtliche Engagement gespielt, das ihrer ganzen Familie im Blut liegt. „Man kann sich nicht beschweren und selbst nichts tun“, findet Simone Schröter. Es gelte stets, Ideen in positive Energie umzuwandeln.
Quelle: Osterholzer Kreisblatt – 28.02.2023 Seite 2