Zum bereits 14. Mal hatten die Gemeinde und die Interessengemeinschaft Ritterhuder Betriebe zum Neujahrsempfang ins Hamme-Forum geladen. Um die 363 Gäste ließen sich dieses Ereignis nicht entgehen.
Um die 363 Gäste haben Bürgermeisterin Susanne Geils und Simone Schröter, Vorsitzende der Interessengemeinschaft Ritterhuder Betriebe (IRB), am Dienstag beim gemeinsamen Neujahrsempfang im Hamme-Forum begrüßt. 363 Männer und Frauen, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Hauptamtliche und Ehrenamtliche. Anders ausgedrückt: 363 Persönlichkeiten, die alle ihre eigenen Erwartungen und Befürchtungen mit Blick auf das noch junge Jahr haben. Der Empfang bot ihnen nun eine Möglichkeit zum Austausch.
Waldemar Orthmann (FDP) etwa beschäftigt vor allem die Frage, ob die Gemeinde Ritterhude tatsächlich die Hebesätze für die Grund- und Gewerbesteuern anheben muss. In der letzten Finanzausschusssitzung des Jahres 2019 hatte sich die Verwaltung dafür ausgesprochen. Seitdem steht das Thema im Raum. Die Politiker haben sich noch nicht positioniert, den Haushaltsplan für 2020 nicht auf den Weg gebracht. Orthmann schätzt: „Der Haushalt, das wird noch ein Problem.“ Auch bei seinem Ratskollegen Wolfgang Hädrich (Grüne) gehört die mögliche Steuererhöhung zu den Top-Themen in 2020.
Gegenwind vom IRB-Vorstand
Dass der Rat mit Gegenwind rechnen muss, daran ließ Gastgeberin Simone Schröter keine Zweifel. Selbstbewusst stellte sich die neue Vorsitzende der IRB vor. Nach 13 Jahren hatte Axel Schäfer 2019 nicht erneut für das Amt kandidiert. „Ja, es sind große Fußstapfen“, die er hinterlassen habe, sagte sie. „48, oder Axel?“, fragte sie Schäfer, der erstmals „ganz relaxed und entspannt“ den Empfang als Gast genoss. „Was? 52?“ Schröter staunte und versicherte: „Aber auch mit Schuhgröße 37 habe ich mir dieses Amt zugetraut.“
Kurz skizzierte sie die Rolle der Wirtschaft in und für die Gemeinde Ritterhude – als Arbeitgeber, Ausbilder, Unterstützer von Kulturveranstaltungen und als Steuerzahler, mit dessen Geld die Infrastruktur finanziert werde. Bezug nehmend auf die Empfehlung der Verwaltung, sagte sie: „Bereits jetzt liegt Ritterhude im Landkreis an der Spitze der Hebesätze.“ Mit einer Anhebung um 40 Prozentpunkte würde die Gemeinde zwar gut und schnell Geld einnehmen. „Trotzdem halte ich das für zu kurz gedacht und für langfristig kontraproduktiv.“ Diese Diskussion müsse natürlich an anderer Stelle geführt werden. Wer sie kenne, wisse, dass sie sich da einbringen werde. Und: „Wer mich nicht kennt, wird mich kennenlernen.“
Susanne Geils ging direkt darauf ein: „Es ist noch lange nichts entschieden.“ Die Empfehlung, die Steuerhebesätze anzufassen, sei als Denkanstoß für die Politik zu verstehen. Gleichzeitig erinnerte sie daran, dass Ritterhude viele Zuzüge verzeichne. Daran müsse die Infrastruktur angepasst werden. Sie verwies auf fehlende Kita-Plätze und Klassenräume, auf benötigte Sporthallen und -stätten. Geils: „Dafür brauchen wir einen ausreichenden Haushalt.“ Um den zu bekommen, müssten sie sich bei ihren Aufgaben immer wieder fragen, was ist notwendig, was ist wünschenswert. Und auch die Einnahmeseite müssten sie verbessern.
Zu einer dieser zu finanzierenden Aufgaben, die notwendig seien, zählt für Geils die Ausrichtung der Freiwilligen Feuerwehr. Sie erwähnte, dass Verordnungen den freiwilligen Rettern inzwischen so viele Aufgaben auferlegt hätten, dass sich die Frage stelle: „Kann man das von Ehrenamtlichen noch erwarten?“ Damit ist die Bürgermeisterin ganz bei den Mitgliedern der Feuerwehr Ritterhude. Für Gemeindebrandmeister Andreas Albrecht ist die Belastung des Ehrenamtes das wichtigste Problem, das 2020 angegangen werden muss. Seine Hoffnung liegt auf der Einstellung von hauptamtlichen Gerätewarten. Sie sollen die freiwilligen Helfer entlasten und Führungspositionen wieder attraktiv machen.
Neben den bereits erwähnten Hebesätzen gehört für Wolfgang Hädrich der Natur- und Klimaschutz 2020 weiterhin zu den beherrschenden Themen. Als Vorstandsmitglied des Forstbetriebsverbandes Osterholz ist Dorothea v. Rex-Gröning bereits täglich mit den Folgen des Wandels konfrontiert. Für sie ergibt sich daraus eine Frage, die weit über 2020 wichtig sein wird: Mit welchen Bäumen müssen hiesige Wälder aufgeforstet werden, wenn heute bereits Buchen, Eichen und andere typische Waldbäume mit den veränderten Bedingungen kämpfen?
Was den Klimaschutz betrifft, sieht Geils die Ritterhude auf einem guten Weg. Sie verwies auf das Förderprogramm zum energetischen Quartier, auf Klimaschutz-Projekte mit der Partnergemeinde in Polen und sagte: „Wir werden bei künftigen Projekten noch mehr auf Klimaschutz achten.“ Das Engagement der Jugendlichen von Fridays for Future lobte sie ausdrücklich und freute sich über das erwachte politische Interesse jener Generation. Sie sagte aber auch, dass die Jugend nicht nur fordern dürfe: „Überdenkt auch immer wieder euer eigenes Handeln.“
Erst nach Mitternacht klangen die Gespräche im Hamme-Forum aus. Der 14. Neujahrsempfang von IRB und Gemeinde war zu Ende.
Quelle: Osterholzer Kreisblatt / Brigitte Lange; Foto: Carmen Jaspersen
Presseberichte:
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